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Das Gleichnis ist reich an Assoziationen, in sich jedoch
widersprüchlich: Wir sprechen gerne vom (chilligen) Leben auf dem Ponyhof
und denken dabei an Friede, Freude, Eierkuchen. Dabei, unterhält man sich
mit Pferdezüchtern, so stellt sich das Leben unter den beliebten
Vierbeinern ganz anders dar. Denn zwischen Pferden geht´s rau zu, da wird
getreten, gebissen, gekratzt. Also genauso wie in unserer Gesellschaft,
behauptet Marco Till Herence Klingel, Sänger der süddeutschen Rockband
apRon, die das Synonym des Ponyhofs als perfekt geeigneten Oberbegriff für
ihr neues Album gewählt hat. Auf dem Ponyhof erscheint am 20. Januar 2017
über Laute Helden/SPV. Noch so ein Sinnbild: Laut sind apRon in der Tat!
Ihr kompromisslos groovender Mix aus Rock, Metal, HipHop, Jazz und Reggae
führt dem seit den Neunzigern oftmals falsch verwendeten Begriff vom
Crossover eine neue und diesmal zutreffende Bedeutung zu. Und zum Helden
wird man vor allem mit Zivilcourage und Aufrichtigkeit. Beides findet man
in dieser Band in großem Maße. Wer apRon bereits auf der Bühne erlebt
hat, kennt die einzigartige Energie, die von den vier Musikern Marco
Klingel, Sebi Weininger (Gitarre) Marvin Seymour (Bass) und Andreas
Medusa Kuhn (Schlagzeug) ausgeht. Ihre Shows sind chaotisch und
anarchisch, da fliegt Konfetti über die Bühne, außerdem gibt es, wie auf
einem richtigen Kindergeburtstag, Spielchen und Selbstgebasteltes fürs
Publikum. apRon nennen dieses mitreißende Bühnenspektakel ihr
Entertainment System, bei dem niemand vorher so genau weiß, was am
entsprechenden Abend passieren wird, am allerwenigsten die Musiker selbst.
Seit 2012, als die bereits einige Jahre existierende Band ein neues
Konzept entwarf und anschließend mit dem zweiten Album Der Punch ihre
bis dato englisch verfassten Ideen in deutschsprachiges Gedankengut
umwandelten, feuern apRon aus vollen Rohren. Seither grassiert auch ein
passender Oberbegriff für das bunte Treiben der Gruppe: Punch Rock, quasi
abgeleitet von der wilden Energie und kompromisslosen Ehrlichkeit des
Punks. Apropos Ehrlichkeit: Wie die Punk-Bewegung Ende der Siebziger,
die einer saturierten Wohlstandsgesellschaft den ausgestreckten
Mittelfinger zeigte und zu sozialer Gerechtigkeit, Respekt und Toleranz
aufforderte, prangern auch apRon mit Auf dem Ponyhof gesellschaftliche
Missstände und Auswüchse einer aus den Fugen geratenen Welt an.
Stellvertretend dafür steht der Song ´In Cerebrum Cacatur`, was ins
Deutsche übertragen nichts anderes bedeutet als ´Ins Gehirn geschissen`.
Mit lateinischen Begriffen wird ja oft Autorität vorgegaukelt und mächtig
Eindruck geschunden, erklärt Marco. Auf diese Weise wird die Masse
verarscht und bei wichtigen Themen für dumm verkauft. Ähnlich kritisch
geht es auch im Stück ´Mensch aus Glas` zu, in dem apRon kraftvollen
Alternative Rock mit Hardcore-Elementen mischen und vor dem Verlust von
Individualität und Persönlichkeit warnen. In dieselbe Kerbe schlägt auch
der Titelsong, eine Rocknummer mit Pop-Flair, in der es um Herdenverhalten
und Gleichschaltung geht. Gleiches gilt für den HipHop-Groove-Rocker
´Gfllt mr ncht mhr`, der die Facebook-Generation und ihren zunehmenden
Mangel an sozialen Kontakten thematisiert. Marco: Der ´Gefällt
mir`-Button ist schnell gedrückt, mitunter lassen sich echte Gefühle
scheinbar per Mausklick abwählen. Ungewöhnlich wird es dagegen in ´Alice
D`, einem Akustiksong mit Cowboy-Lagerfeuer-Atmosphäre und der bewusst
offen gehaltenen Frage, ob es sich bei `Alice D.` um eine begehrte Frau
oder um eine Droge (man könnte den Titel ja auch LSD aussprechen)
handelt. Produziert, gemischt und gemastert wurde Auf dem Ponyhof von
Jakob Braun und Marvin Seymour in den Studios ´The Engine` und ´Failure
Records`, den Gesang hat Till mit Erdem Engin in den Münchner ´Really Nice
Studios` aufgenommen. Engin hat unter anderen bereits für Schandmaul auf
ihrer Akustikscheibe Unendlich gearbeitet. Der besungene Ponyhof hat
sich also fein herausgeputzt, alles ist gestriegelt und gebürstet, die
Tiere scharren bereits mit den Hufen. Aber irgendetwas will nicht so recht
in diese vermeintliche Idylle passen. Sind es apRon, deren wilde
Punch-Rock-Attitüde zum zivilen Ungehorsam auffordert? Man wird es
herausfinden müssen, wenn am 20. Januar 2017 Auf dem Ponyhof erscheint und
zeitgleich die große Headlinertour der Band startet, bei der die Bühne
einmal mehr zum kunterbunten Mitmach-Event wird. So oder so, man muss es
gehört und gesehen haben! |